Fünf Tipps für (schnelle) Strick-Fotos

Mit Garn und Nadeln Schönes zu schaffen macht glücklich. Ist doch so, oder? Und wer sein Glück gern teilt, neue Inspiration sucht oder sich im Internet über sein Hobby austauschen möchte, der weiß, dass das Fotografieren irgendwie auch dazu gehört. So als Bonushobby, sozusagen 😉 Wie man auch ohne teure Spezialausrüstung und Spiegelreflexkamera schöne Fotos von seinen Werken machen kann, will ich euch heute mal kurz umreißen.

Viele von uns haben ja mittlerweile internetfähige Handys mit Kamerafunktion. Das ist wirklich superpraktisch, weil man seine Bilder dann nicht erst auf den Computer übertragen muss, um sie mit Freunden, Bekannten und der Online-Gemeinde zu teilen. Außerdem hat man sein Handy meistens griffbereit und kann quasi sofort, nachdem der letzte Faden vernäht ist, ohne viel Aufwand ein schönes Bild produzieren.

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Aber wo am besten? Und wie? Schauen wir mal:

1. Der Hintergrund

Einfach gesagt: am Besten langweilig 😀 Der Hintergrund sollte dezent sein und keine ablenkenden Details beinhalten. Für Tragefotos bietet sich eine leere, helle Wand neben einem Fenster (Licht) an. Kleinere Dinge wie Mützen, Socken, Wollstränge oder ähnliches kann man gut auf einem weißen DIN-A3-Papier fotografieren. Wenn ihr draußen fotografieren wollt, sucht nach einfachen, klaren, nicht zu bunten Strukturen, wie zum Beispiel eine helle Mauer, Sand oder Holz.

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2. Der Bildausschnitt

Hier (also im Bereich Strickfotografie) gibt’s gar nicht viel zu können. Euer Werk kommt mehr oder weniger in die Mitte (idealerweise auf einen der Schnittpunkte der  Drittellinien, die viele Kamera-Apps einblenden – ihr wisst schon, Goldener Schnitt und so) und nimmt einen Großteil des Bildes ein. Wenn ihr heute kreativ drauf seid, versetzt ihr es vielleicht noch ein bisschen weiter nach links/rechts/oben/unten, um eine gewisse Dynamik anzudeuten, oder zeigt nur einen bestimmten Teil des Ganzen. Aber das Hauptinteresse wird immer auf dem Motiv liegen.

Sollte das Format des Fotos nicht zum Format des Strickstücks passen, könnt ihr die überflüssigen Ränder nachher abschneiden (Foto auswählen und auf Bearbeiten tippen. Je nach Hersteller findet ihr dann die Option „Zuschneiden“ oder das entsprechende Symbol und könnt mit den Fingern den gewünschten Ausschnitt festlegen).

Überlegt euch auch, ob ihr Gesichter auf euren Fotos haben wollt. Einerseits verleihen sie dem Bild mehr Persönlichkeit, andererseits wird Gesichtern aus evolutionären Gründen stets zuerst Aufmerksamkeit geschenkt und erst danach dem tollen Strickteil (um das es ja eigentlich geht).

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3. Die Perspektive

Hier wird es spannend. Probiert ruhig ein bisschen herum. Schon mal schräg über die Schulter fotografiert? Das kann sehr witzig und unkonventionell werden. Aber bedenkt: die Dinge, die der Kamera am nächsten sind, wirken größer und betonter als die, die weiter weg zu sehen sind.

Wenn man sich zum Beispiel stehenderweise von seinem im Sessel sitzenden Ehedings ablichten lässt, kann das zu unvorteilhaften Proportionsverschiebungen zu(un)gunsten des eigenen Popos führen. Um den Popo geht es zwar eigentlich nicht, aber ein bisschen Resteitelkeit ist erlaubt 😉 Auf „Augenhöhe“ mit dem Werk zu gehen ist immer eine gute Idee.

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4. Das Selbstportrait

Wer sich selber ohne Hilfsmittel (Stativ, Selbstauslöser, halbwegs ästhetisch begabte Mitmenschen) fotografieren will oder muss, wird früher oder später bei einem Selbstportrait am langen Arm (dem sogenannten Selfie) oder vor dem Spiegel landen. Der Nachteil beim Spiegel ist, dass er in der Regel irgendwo fest installiert ist und man häufig Aufmerksamkeit heischende Details der Wohnung im Hintergrund erkennt. Außerdem hat man fast immer das Handy mit auf dem Bild – und zwar im Vordergrund! Euer grandios gestricktes Teil muss dann irgendwo dazwischen sein Licht unter den Scheffel stellen.

Für ein Selfie braucht man zwar lange Arme und eine Frontkamera (oder viel Geschick und Geduld), dafür hat man aber wieder freie Hintergrundwahl. Häufig wird so ein Selfie „topdown“ gemacht, wenn ich mich mal beim Strickenglisch bedienen darf. Von oben nach unten fotografiert also. So bekommt man mehr vom Motiv und weniger Arme aufs Bild. Außerdem ist es schmeichelhafter fürs Gesicht, falls es denn mit drauf soll (aber denkt dran, ihr habt zwar einen makellosen Teint und das subtil-geheimnisvolle Lächeln einer Mona Lisa, dennoch wolltet ihr doch eigentlich euer Strickwerk … ne?).

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Übrigens, wenn Selbstportraits nicht gelingen wollen und nur noch nerven, kann man sich auch einfach eine Schneiderpuppe zulegen und daran seine Stricksachen ablichten.

5. Licht und Farben

Hier heißt die Devise: so hell wie möglich aber kurz vor dem Eintritt in die Sonnenatmosphäre bitte wieder zur Erde zurückkehren 😉 Das Licht sollte von der Seite oder sogar ein bisschen schräg von hinten auf euer Werk fallen, aber die Lichtquelle nie selbst mit im Bild sein. Neben der generell besseren Sichtbarkeit von Details und Machart eures Strickstücks hat das Licht hauptsächlich Auswirkungen auf die Farben.

Spätabends im Energiespar-Kunstlicht bekommt alles einen fiesen Gelbstich und bleibt oft trotzdem zu dunkel oder grobkörnig. Der eingebaute Blitz führt leider häufig zu äußerst unrealistischen Farbdarstellungen und auch pralles Sonnenlicht lässt Farben abhauen und führt zu tiefschwarzen Schatten. Ein leicht bedeckter Himmel ist perfekt für draußen. Drinnen empfiehlt es sich, neben einem Fenster ohne direkten Sonneneinfall zu fotografieren. Störende Schatten kann man mit einem improvisiertem Reflektor aufhellen. Alufolie um ein Stück Pappe gewickelt kann Wunder wirken 🙂

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Das ist jetzt natürlich ein ganz kurzer Abriss und ich bitte die Auskenner unter euch, nicht allzu laut darüber zu schimpfen, was ich alles ausgelassen habe. Das Thema ist riesig!

Wer es gern professioneller angehen will und konkrete Fragen hat oder sich gern mal persönlich zeigen lassen will, was eine gute Kamera alles kann, dem empfehle ich einen Strickshooting-Workshop bei Nicola Susen (Nicolor bei Ravelry). Ich habe sie bei BerlinKnits kurz kennenlernen dürfen und einiges an Tipps für diesen Beitrag mitgenommen. Sie bietet aber auch deutschlandweit ausführliche Wochenendseminare zu diesem Thema an. Fragt einfach mal kurz bei ihr nach (post@nicolor.de) 🙂

Viel Spaß beim Fotografieren und bis zum nächsten Mal!

 

P. S.: Das Modell auf den Fotos heißt übrigens CineCittà (meine Modifikationen habe ich hier beschrieben) und kann bei Ravelry für 5,80 € erstanden werden. Ich habe es aus der wunderbaren DROPS Cotton Merino in sturmblau (Fb. 26) gestrickt und dabei eine Größe kleiner gearbeitet 🙂

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Kommentare

  1. Von madame flamusse am 22. Juli 2015:

    Supi 😀

  2. Von Vanda am 23. Juli 2015:

    Hallo Antje, hilfreiches Beitrag wie immer. 🙂
    Ich haette einige Fragen zu der CineCitta: ist es tailliert und wenn ja, werden die Ab- und Zunahmen beidseitig zu der seitigen Muster gemacht? Ich moechte etwas aehnliches stricken und waere fuer mich etwas Neues.
    Danke.

    • Von Antje am 23. Juli 2015:

      Hallo Vanda, vielen Dank 🙂
      Ja, der ist leicht tailliert. Die Abnahmen finden noch oberhalb des Farnmusters an den Seiten statt. Ganz normale Abnahmen jeweils vor und nach den Seitenmarkierungen. Die Zunahmen sind dann im Farnmuster versteckt. Das besteht ja aus Umschlägen und dazugehörigen Abnahmen. Lässt man nun jede x-te Reihe die ein paar Abnahmen weg und strickt nur die Umschläge, hat man unterm Strich die Zunahmen die man braucht 🙂

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