Zwei Socken gleichzeitig: die Dauerwurst

Ah, endlich Weihnachten! Endlich sind alle Weihnachtsgeschenke fertiggestrickt und verschenkt, die Familie döst im Fresskoma vor sich hin und wir haben Zeit, wieder eigene Projekte zu stricken. Ein paar Socken zum Beispiel! Glatt rechts gestrickt aus selbstmusternder oder auch einfarbiger Sockenwolle sind sie perfekt für lange Abende mit sentimentalen Weihnachtsfilmen. Das einzige Problem bei Socken: In dem Moment, in dem man voller Stolz das Wollknäuel von der fertigen Socke trennt, fällt es einem wieder ein – jetzt muss noch die zweite Socke gestrickt werden. Menno.

Bei mir ist dann das Juhu-fertig-Gefühl so stark, dass ich meistens erstmal was anderes anfange, um dann „ganz bestimmt danach“ die zweite Socke zu stricken. Das bedeutet dann in der Realität: irgendwann zwischen zwei Wochen und zwei Jahren später. Mit viel Glück.

Vor einiger Zeit habe ich deshalb hier schon mal eine Methode vorgestellt, zwei Socken gleichzeitig zu stricken. Die Methode ist tadellos, aber ich muss gestehen, dass ich sie seitdem herzlich selten angewendet habe. Das Hantieren mit zwei Socken auf einer Rundnadel mit zwei getrennten Knäueln Wolle ist mir einfach zu fummelig für etwas, was ich sonst blind und in großer Geschwindigkeit stricke. Für Socken mit komplizierten Mustern? Okay. Aber glatt rechts gestrickte Normalo-Socken? Och nee.

Deshalb war ich sehr begeistert, als ich dieses Jahr auf eine weitere Möglichkeit gestoßen bin, zwei Socken gleichzeitig zu stricken. Die Methode ist so einfach, dass ich mich frage, warum ich nicht selbst drauf gekommen bin. Ich nenne sie liebevoll: die Dauerwurstsocke.

Das Grundvorgehen ist eigentlich wie bei der Nachtragsferse, nur ausgeweitet auf alles: Man strickt einen langen Schlauch, schneidet ihn in der Mitte auseinander und arbeitet nachträglich Bündchen, Fersen und Spitzen ein. Fertig ist das Sockenpaar. Mir persönlich ist das aber etwas sehr öde zu stricken und danach etwas sehr viel nachträgliche Herumdokterei, deshalb habe ich eine eigene Methodik weiterentwickelt. Hier kommt sie Schritt für Schritt.

Bild für Beitrag „Dauerwurst“ 1

Zuerst stricke ich eine Socke ganz normal vom Bündchen runter bis zu dem Punkt, an dem ich die Spitze beginnen würde. Wo dieser Punkt ist, habe ich mir an bereits gestrickten Socken abgeguckt, man kann da aber auch nach Gefühl gehen. Das lässt sich hinterher ganz einfach nachkorrigieren, indem man die Spitze verlängert oder ein Stück ribbelt.

Bild für Beitrag „Dauerwurst“ 2

Dann habe ich den Faden abgeschnitten, eine Runde mit einem roten Kontrastfaden gestrickt und dann den Faden wieder neu angesetzt. Es ist wichtig, ab dieser Stelle den Faden zu unterbrechen und jeweils 20, 30 cm Fadenenden zu lassen, die man später vernähen kann. Wenn die Spitzen der Socken das Muster der Socke weiterlaufen lassen sollen, kann man auch direkt etwas mehr abwickeln und für später in den Sockenschlauch stecken.

Von dem Kontrastfaden beginnend habe ich dann die zweite Socke von kurz hinter der Spitze bis zum Bündchen durchgestrickt. Fertig ist die Dauerwurst. Für das Sockenpaar fehlt aber noch ein bisschen.

Bild für Beitrag „Dauerwurst“ 3

Genau wie bei der Nachtragsferse habe ich als nächstes die Maschen auf beiden Seiten des Kontrastfadens mit Nadelspielen aufgenommen und den Kontrastfaden herausgezogen. Dann brauchte ich nur noch zwei Sockenspitzen zu stricken. Und dann war ich wirklich fertig! Rein technisch habe ich natürlich genauso lange gebraucht wie für zwei einzeln und nacheinander gestrickte Socken. Aber die gefühlte Zeitersparnis war enorm. Und meine neuen Söckchen mussten auch nicht als Einzelkinder auf die Welt kommen.

Bild für Beitrag „Dauerwurst“ 4

Wenn du jetzt beim Lesen des Beitrags gerufen hast: „Aber Nina, ich hasse es, wenn meine Socken nicht identisch aussehen!“ – sei unbesorgt. Ich persönlich habe sehr gerne zwei leicht unterschiedliche Socken, aber es geht auch anders. Das Schöne an der Dauerwurst ist nämlich, dass man die einzelnen Socken in alle Richtungen orientieren kann.

Ich habe die spiegelbildliche Anordnung Bündchen bis Spitze, Spitze bis Bündchen gewählt, weil ich gerade Lust darauf hatte. Man kann aber genauso gut beide Socken in die gleiche Richtung wachsen lassen. Dann beginnt die zweite Socke unterhalb des Bündchens und endet mit einer Spitze. Und nach dem Entfernen des Kontrastfadens bekommt Socke 1 eine nachträgliche Spitze, Socke 2 aber ein nachträgliches Bündchen. So verläuft der Mustersatz bei beiden Socken in die gleiche Richtung und man kann auch zum Beispiel eine klassische Käppchen- oder Herzchenferse stricken, die nur von Bündchen Richtung Spitze funktionieren (meine Socken haben Bumerangfersen gekriegt, die kein Oben und kein Unten haben).

Und auch andere Orientierungen funktionieren selbstverständlich. Ich habe euch dazu mal eine professionelle Skizze gemacht.

Bild für Beitrag „Dauerwurst“ 5

„Aber Nina, das sind ja …!“ – ja, mir fällt auch gerade auf, dass die Socken in meiner Illustration alle wie Pimmel aussehen. Frohe Weihnachten 🍆

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Kommentare

  1. Von Andrea am 17. Dezember 2020:

    Hihihi, ich werf mich weg! Da betuppst Du Dich aber ganz schön selbst! Aber wenn’s Dir hilft…

    • Von Nina am 18. Dezember 2020:

      Hauptsache die Socken werden fertig, gell? 😉

  2. Von Juliette am 17. Dezember 2020:

    Tolle Idee! Das probier ich gleich mal aus.

    Und ja, mir ging der gleiche Gedanke durch den Kopf, als ich deine Zeichnungen gesehen habe ^^

  3. Von Julia am 17. Dezember 2020:

    Oje, nachträgliche Spitzen – das wäre ja gar nichts für mich.

    Da ich aber auch eine Kandidatin für das Second Sock Syndrom bin, trickse ich mich wie folgt aus: Ich habe zwei Knäule (gleich gewickelt) und zwei Nadelspiele (na eigentlich Minirundstricknadeln, aber das Prinzip ist klar, oder?). Und dann stricke ich: Eine Spitze mit Nadelspiel 1, eine Spitze mit Nadelspiel 2 usw.
    Funktioniert für mich richtig gut.

    Einziger Haken: ich kenne einen möglichen Farbverlauf am Anfang nicht so gut und muss ggf. etwas länger ausprobieren, wie ich zwei identische Socken starten kann. Dann stricke ich oft eine Spitze plus ein Fuss und gehe dann erst das zweite Nadelspiel an.

    LG Julia

    P.S. Mir wäre das mit den Zeichnungen ja nicht aufgefallen 😉

    • Von Nina am 18. Dezember 2020:

      Hallo Julia,
      auch nicht schlecht, die Strategie! Ich hätte zwar vermutlich am Ende aus lauter Träumerei eine Socke mit zwei Fersen und eine Socke ganz ohne Ferse, aber ab dem zweiten Paar müsste es laufen.

  4. Von Sarah / Katzeknaeuel am 17. Dezember 2020:

    Vielen, vielen Dank für die tolle Lösung! Und die Grafik zum Schluss nochmal richtig was zum Lachen

    Liebe Grüße und frohe Weihnachten!

  5. Von Susanne am 18. Dezember 2020:

    Hallo Nina,
    ich bin begeistert! Bei mir braucht es oft Ewigkeiten bis die 2.Socke fertig wird.
    Für das nächste Paar werde ich auf jeden Fall deine Dauerwurstsocken-Methode
    testen.
    Vielen Dank!
    Eure Blogbeiträge lese ich immer wieder gerne.
    Lagerst du deine gestrickten Socken immer so stilvoll? Oder nur fürs Foto?
    Viele Grüße
    Susanne

  6. Von Lisa am 20. Dezember 2020:

    Vielen Dank für diesen wieder sehr schönen Beitrag!
    Bei mir werden die meisten Socken auf einer Strickmaschine gestrickt, die “ursprüngliche ” Form (= Wurst ohne Bündchen, Ferse & Spitze) nutze ich dabei gerne, um möglichst viel aus einem einsamen 50g (oder weniger) Knäuel herauszuholen. Einfach die Wolle aufbrauchen und den Rest in Kontrastfarbe (per Hand) ergänzen 🙂
    Für die Spitze bei deiner Variante hätte ich auch noch eine Idee: Eine Spitzenform aussuchen, die mit dem Kitchener Stitch endet (also entweder bis auf wenige Maschen abnehmen, oder auch die Spitzenvariation, die der Ferse mit verkürzten Maschen sehr ähnelt siehe z.B. https://www.ravelry.com/patterns/library/nutkin)

  7. Von Petra P. am 25. Dezember 2020:

    War ja mal ganz interessant zu lesen. doch ich stricke lieber meine Socken, wie bisher. Habe inzwischen so viele Socken gestrickt, dass geht wirklich sehr schnell. Mit einem Mal stricken, dann wieder neu ansetzen, ist mir zu viel gewurstel. Bleibe bei meiner alten Strickweise und bin damit zufrieden

  8. Von Andrea am 31. Dezember 2020:

    ich bin gerade dabei das auszuprobieren. Beide Socken von Richtung Bündchen zu Spitze. Allerdings habe ich festgestellt dass wenn ich die 2. Socke direkt hinter dem Bündchen beginne und mein Muster direkt startet mit linken MAschen und verschränkten Maschen dass ich jetzt noch eine Runde rechter Maschen direkt nach dem Kontrastfaden gestrickt habe damit mir wenn ich den Kontrastfaden später entferne nix vom Muster verloren geht – ich hoffe das ist verständlich….denn die linken Maschen bilden ja in der Kontrastfadenreihe diesen “Querbalken” und der wäre doch dann weg wenn ich ihn entferne oder? Uiuiui mein Kopf raucht und ich hoffe so klappt es jetzt auch wenn so am Ende 1 Runde mehr in Socke 2 ist 🙂

  9. Von Franziska am 06. Januar 2021:

    Liebe Nina,
    danke für den interessanten Beitrag, du wirkst auf mich immer sehr inspirierend 🙂 Wie hast du denn das Bündchen der zweiten Socke abgekettet? Ich hab deine dritte Variante gleich mal ausprobiert und das Bündchen der zweiten Socke elastisch abgekettet, ist aber viel zu wabbelig im Vergleich zum Kreuzanschlag des ersten Bündchens. Kann man da ganz klassisch abketten?
    Außerdem würde mich noch interessieren aus welchen Material dein Kontrastfaden war, damit du den so ganz einfach rausziehen konntest 🙂 Ich musste meinen nämlich mühselig raustrennen.
    Auch wenn das Maschenaufnehmen an den Spitzen nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört werde ich deine Strategie bei den nächsten Socken wieder anwenden, da die gefühlte Zeitersparnis wirklich enorm ist.
    LG
    Franziska

  10. Von Katrin am 08. Januar 2021:

    Liebe Nina, vielen Dank! Das war ein sehr schlauer und gleichzeitig auch sehr unterhaltender Beitrag!

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