Von Socken zu Stulpen – drei Methoden

Socken sind ja stricktechnisch so eine Welt für sich, ne? Nicht nur, dass es die großartigsten selbstmusternden Garne gibt, die schon aus dem simpelsten Socken ein kleines Kunstwerk machen. Nein, es gibt auch noch unzählige Designer, die sagenhafte Kreationen mit Fair Isle, Lace und Zöpfen auf kleinstem Raum unterbringen. Doch obwohl ich wirklich gerne Socken stricke und im Winter praktisch nichts anderes trage (an den Füßen, versteht sich), zögere ich gerade bei den wirklich schönen Mustern oft, sie umzusetzen.

Oft finde ich es einfach zu schade, solche detailreichen Designs einfach in Schuhen und unter Hosenbeinen verschwinden zu lassen. Und manchmal, muss ich zugeben, bin ich auch einfach zu faul, mich mit einem aufwändigen Muster durch eine ganze Socke inklusive Ferse, Zwickel und Spitze zu arbeiten. Mein Plan B für jedes Muster lautet deshalb: Stulpen!

Bild für Beitrag „Socken zu Stulpen“ 1

Ich habe im Laufe der Jahre verschiedene Methoden ausprobiert, Sockenanleitungen zu Stulpenanleitungen zu konvertieren. Natürlich kann man da endlos vor sich hintüfteln und die ausgeklügeltsten Konstruktionen ausbrüten, aber mir geht es ja darum, die Sache einfacher zu machen. Deshalb zeige ich euch heute meine drei Lieblingstechniken, um eine Sockenanleitung ohne Nachdenken und Rechnen in Stulpen zu verwandeln.

1. Die Röhre

Bild für Beitrag „Socken zu Stulpen“ 2

Da seid ihr vermutlich auch schon selbst drauf gekommen: Wenn ihr eine Socke nach Anleitung arbeitet, den Schaft aber vor der Ferse einfach mit einem Bündchen abschließt und abkettet, habt ihr schon eine fertige Stulpe. Ich habe das damals bei meinen Entrelac-Stulpen (rechts im Bild in DROPS Delight, Farbe 10, oliv/rost/pflaume) so gemacht, weil ich mich ganz auf die Stricktechnik konzentrieren und nicht auch noch mit Daumenloch und dergleichen rumrätseln wollte. Auch Fair Isle lässt sich mit so einem Pulswärmer sehr gut üben – so geschehen im zweiten Modell links im Bild, gestrickt aus DROPS Flora (Farben 08, braun; 02, weiß; 18, rot und 15, grün).

2. Einfaches Daumenloch

Bild für Beitrag „Socken zu Stulpen“ 3

Wenn eure Stulpen nicht nur das Handgelenk wärmen, sondern etwas höher reichen sollen, könnt ihr ein einfaches Daumenloch einarbeiten. Dafür strickt ihr wieder den Sockenschaft nach Anleitung. Nachdem ihr die gewünschte Länge erreicht habt, kettet ihr so viele Maschen ab, wie ihr für euer Daumenloch benötigt. Da muss man keine Wissenschaft draus machen, nehmt einfach nach Bauchgefühl bis zu einem Viertel eurer Gesamtmaschenzahl.

Bild für Beitrag „Socken zu Stulpen“ 4

Hinter dem abgeketteten Stück strickt ihr ganz normal weiter. Wenn ihr dann wieder am Loch angekommen seid, schlagt ihr die gleiche Anzahl der Maschen, die ihr gerade abgekettet habt, wieder an und schließt die Arbeit wieder zur Runde. Fertig ist das Daumenloch. Jetzt habt ihr nur noch ein paar Zentimeter plus Abschlussbündchen vor euch, dann ist eure Stulpe auch schon fertig. Wenn euch das Daumenloch dann noch zu nackig aussieht, könnt ihr es auch noch fix mit einer Runde fester Maschen umhäkeln.

Mein Beispiel habe ich aus DROPS Fabel in Farbe 400, schwarz und Farbe 114, hellgrau gestrickt.

3. Einfacher Daumenkeil

Bild für Beitrag „Socken zu Stulpen“ 5

Ich bin ein großer Fan schöner Stulpenmuster mit Daumenkeil, finde es aber sehr mühsam, dass man dafür mitten in der Stulpe Maschen für den Daumen stilllegen, später wieder aufnehmen und dann in Minirunden weiterstricken muss. Deshalb habe ich eine Zwischenlösung entwickelt, die einen schönen Daumenkeil hat, aber keine zusätzliche Arbeit nach Abschluss der eigentlichen Stulpe mehr aufgibt. Und so gehts:

  • ihr strickt eure Stulpe in der gewünschten Länge bis zum Ansatz der Daumenwurzel
  • jetzt wählt ihr eine Masche an der Seite der Stulpe aus (möglichst so, dass euer Muster nicht darunter leidet) und setzt links und rechts davon jeweils einen Maschenmarker
  • während ihr weiter euer Muster strickt, nehmt ihr jetzt in jeder 2. Runde direkt nach dem ersten und vor dem zweiten Maschenmarker je eine Masche zu – dadurch wird der Daumenkeil gebildet; überlegt euch vorher, wie ihr das mit eurem Muster vereint: strickt ihr den Keil glatt rechts so wie in meinem Beispiel oder bezieht ihr ihn ins Muster ein?
  • schlüpft zwischendurch mal mit der Hand rein und schaut, ob der Keil weit genug für euch ist, in der Höhe solltet ihr etwa bis zum unteren Gelenkknöchel kommen; ihr könnt Höhe und Weite variieren, indem ihr entweder einige abschließende Runden ohne Zunahmen strickt (wird dann höher, aber nicht mehr weiter) oder jede Runde statt nur jede zweite Maschen zunehmt (wird dann schneller weiter und weiterhin höher); macht euch vorsichtshalber Notizen beim Stricken, damit die zweite Stulpe genauso wird
  • wenn ihr so einen „Joa, fast fertig“-Punkt erreicht habt, strickt ihr in den letzten 3 bis 5 Runden zwischen den Maschenmarkern ein einfaches Bündchenmuster
  • in der nächsten Runde kettet ihr dann eure Daumenkeilmaschen zwischen den Maschenmarkern im Bündchenmuster ab; den Rest der Runde strickt ihr weiter wie gehabt
  • wenn ihr wieder beim frisch abgeketteten Loch angekommen seid, schlagt ihr eine einzelne neue Masche an und schließt die Stulpe wieder zur Runde
  • jetzt nur noch ein paar Zentimeter weiterstricken, dann ein Abschlussbündchen und abketten

Das wars! Die Stulpe ist fertig, ohne dass jetzt noch irgendetwas getan werden müsste (außer Fäden vernähen natürlich). Der einfache Daumenkeil ist vielleicht nicht die eleganteste Lösung in der Welt der Stulpen, dafür ist sie aber sehr einfach zu stricken und sitzt gut an der Hand. Meine Stulpen habe ich aus DROPS Flora in Farbe 06, schwarz nach dieser Sockenanleitung von DROPS Design gestrickt.

Facebook Pinterest Twitter

Kommentare

  1. Von Britta D. am 28. November 2017:

    danke für den Tipp zum Daumenkeil. die zusätzlich angeschlagene Masche löst endlich das Rätsel, wieso sich meine Stulpen immer so auseinanderziehen…kann es kaum erwarten, das auszuprobieren

  2. Von Petra P. am 29. November 2017:

    Ja, das ist gut, dass mit dem Daumenkeil und auch die andere Sache mit den ab geketteten Maschen und dann die gleiche Anzahl wieder aufgenommen. Dann stricke ich einfach noch etwas weiter und aus einer Stulpe können auch Handschuhe werden. Die habe ich nämlich noch nie gestrickt. Aber Fausthandschuhe mag ich ganz gern. Danke für den Tipp

  3. Von Claudia am 29. November 2017:

    Sehr hübsch deine Stulpen . Bisher war ich immer zu faul ein Daumenloch zu machen , aber mit deinen Methoden hört sich das schnell und simple an . Ich werde mich da nun doch mal ran wagen . danke für deine Tipps .
    LG

  4. Von Ingrid am 29. November 2017:

    Ich spiele gerade mit dem Gedanken, die Muster aus dem Soxxbook mal als Stulpe zu verstricken. Bislang habe ich immer mit Daumenloch gearbeitet und jetzt zum ersten Mal den Daumenkeil gestrickt. Dann gibt es noch eine weitere Methode, wo man leicht zur Handinnenseite versetzt ein Hilfsfaden über einige Maschen eingestrickt. Dieser wird später gelöst und diese Maschen (plus 1 bis 2 aus den Rändern) werden aufs Nadelspiel aufgenommen und zum Daumen verstrickt. Diese Methode habe ich aber noch nicht getestet.

  5. Von Britta D. am 05. Dezember 2017:

    ich habe noch ein Variante Daumenkeil probiert, anfangs so wie Deinen, aber ich habe die Maschen nicht mit Bündchenmuster abgekettet, sondern stillgelegt, und erstmal zum Schließen der Runde statt 1 Masche 5 Maschen aufgestrickt, damit es stabil wird, und die dann als Minikeil bis zur ursprünlichen Maschenzahl abgenommen, also genau entgegengesetzt zum Daumenkeil, das gibt noch mal Bewegungsfreiheit. Abschließend habe ich aus den Maschenbeinchen der aufgestrickten Maschen je 1 Masche aufgenommen und zusammen mit den stillgelegten Maschen des Daumenkeils einen Mini-Icord als Abschluß gestrickt. Damit wird das Loch richtig schön rund und, leiert nicht aus.

  6. Von Franzi am 13. Dezember 2017:

    Ich finde euren Blog super. Hier ist bei mir schon öfter der Knoten im Hirn geplatzt. Jetzt krieg ich auch endlich einem ordentlichen Daumenkeil hin. Hab grade schöne Stulpen in Arbeit. Danke für die Tips .

    • Von Nina am 15. Dezember 2017:

      Hi Franzi,
      freut mich, wenn wir weiterhelfen können! Knoten im Garn sind ja schon schlimm genug, im Hirn braucht man sie ja wirklich nicht. 😉

Neuen Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.