Von den treuen Begleitern – Semilla Pura

Meine heutige Geschichte handelt von einem Strickstück, das sich so ganz nebenbei, ganz heimlich still und leise, in mein Herz geschlichen hat. Zugegeben, diese Zeilen bin ich euch eigentlich schon lange schuldig, das Tuch ist bereits monatelang fertig und spätestens seit Herbstanfang in stetigem Gebrauch. Aber manchmal hat eine Verzögerung ja auch den großen Vorteil, dass man nach regem Gebrauch auch wirklich und wahrhaftig weiß, wovon man spricht.

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Andrea Mowrys Design „Ramble“ wäre wohl an mir vorbeigezogen, hätte sich unsere liebe Antje selbiges Tuch nicht Anfang vergangenen Jahres aus schlichtem, leichten Streichgarn gestrickt.

Zu diesem Zeitpunkt dachte ich bei Tüchern quasi umgehend an wunderweiche Merinogarne, bestenfalls gigantisch handgefärbt und den Strickspaß, den ich stets damit verbinde. Nun hatte die Gute aber dauernd dieses Tuch um und es lag um ihren Hals, als gehörte es da hin und wäre schon immer da gewesen. Ihr stets zufriedener Gesichtsausdruck tat das Übrige.

Anfang dieses Jahres dann brachte BC Garn die herrliche Semilla Pura auf den Markt und ich habe sie freudvoll für einen Testlauf in unserem Laden bestellt. Bereits beim Auspacken wurde klar, dass dies das Garn für meinen ganz eigenen Ramble  wird.

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Semilla Pura macht ihrem Namen alle Ehre, finde ich. Sie fasst sich äußerst angenehm an, zeitgleich weich und wunderbar griffig, leicht und warm. Diese trockene, gute Wärme – wisst ihr, was ich meine? Wie die Wärme eines Kachelofens im Vergleich zur hochgedrehten Zentralheizung.

Da Semilla Pura wirklich – typisch Streichgarn – äußerst ergiebig ist, musste ich meinen Wollwickler lediglich für zwei Stränglein bemühen und konnte umgehend loslegen. Und was war es für ein Genuss beim Stricken! Wo mir bei unseren Handfärbern die üppige Farbbrillanz stets Freude bereitet, ist es bei guten Streichgarnen schlicht das Strickgefühl. Wenn ich beim Stricken bereits über die nächsten fünf Projekte sinniere, kann ich getrost sagen, dass ich ein Garn wirklich gut leiden kann.

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Wer von der Semilla Pura nun die Weichheit einer Merinowolle erwartet, wird sich erstmal wundern, warum wir beides als „weich“ bezeichnen. Natürlich gleitet sie einem nicht so willenlos durch die Hände wie beispielsweise eine aalglatte, Superwash-behandelte Merinowolle wie die Mechita oder auch die Babyull Lanett. Dennoch würde ihr ein alleiniges „Nicht kratzig“ auch nicht gerecht werden.

Ebenso sträube ich mich, bei Alpaka-Fasern grundsätzlich über deren „Weichheit“ zu sinnieren. So fließend weich sie sich meist anfühlen, ist es weitaus wahrscheinlicher, dass sie empfindliche Häutchen pieken, als es bei einer zum Streichgarn gesponnenen Schurwolle der Fall ist. Auch wenn der Griff einer solchen oft ganz schnell als „kratzig“ abgetan wird.

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Semilla Pura beispielweise hat kaum abstehende Härchen, die einen fies in die Haut pieken wollen. Im Gegenteil! Wenn man Streichgarne ein wenig „altern“ lässt, werden sie mit jedem Tragen noch angenehmer. Die abstehenden Härchen finden sich im Gestrick ein, filzen sich dort aneinander und man erhält ein haltbares, langlebiges, warmes und wirklich hautverträgliches Gestrick. Mit jedem Tragen mehr.

Natürlich ist es am Ende immer noch eine Frage des Schafes, das die Wolle spendete. Wolle ist und bleibt ein grandioses Naturprodukt und abhängig von Schafrasse, – haltung, -standort und sogar vom Wetter des jeweiligen Schurjahres. Sprich, eine Frage der Qualität. Und letztlich auch des Vorhabens. Ein Pullover als Jackenersatz profitiert von grober Schurwolle wirklich sehr, ein Unterhemdchen daraus wäre nicht jedermanns Sache. Dennoch rate ich immer an, auch mal hinter die Kulissen zu schauen, Fragen zu stellen und auszuprobieren.

Für jedes Projekt gibt es das perfekte Garn und solches, das nicht ganz so prima ist. Und oft gibt es auch gute Kompromisse. Wir helfen euch übrigens total gerne, das jeweils perfekte Garn für eurer Projekt zu finden. Schreibt uns jederzeit per E-Mail an oder kommt in den Chat.

Doch zurück zum Tuch, das so sehr zu meinem Alltagsbegleiter geworden ist. Ich trage es wirklich dauernd. Es ist nicht zu groß, sodass es wunderbar auch in die Jacke passt. Es ist herrlich schlicht, äußerst tragbar und passt quasi immer zu allem. Ich trage es gerne draußen bei zugigem Wind, aber auch im wirklich warmen Büro. Eigentlich lege ich es wirklich nur ganz selten ab, selbst wenn mir vom Teststricken neuer Wolle ganz hitzig zumute wird.

Der Wärmeausgleich funktioniert also ganz fantastisch, da es durch den Stand, den die Spinnart ihm verleiht, nicht stets direkt am Hals klebt, sondern ein angenehmes Wärmepolster zwischen Haut und Tuch bildet.

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Anleitung: „Ramble“ vom Andrea Mowry
Garn: BC Garn Semilla Pura, je 1× Farbe 03, natur/grau meliert und 06 dunkelgrau meliert
Nadeln: ChiaoGoo Seilsystem diverse Längen, Stärke 4,5 mm (Lockerstrickerin)

Falls eure Garderobe es lieber etwas bunter mag, wir haben ganz frisch die wunderbare „Semilla Melange“ reinbekommen! Diese ist quasi der bunte Zwilling der Semilla Pura und nicht minder schön, jedoch weit farbenfroher. Nina berichtete ja kürzlich ausführlich.

Bitte bedenkt, dass Semilla Melange lediglich 50-Gramm-Stränge hat. Ihr braucht für das Tuch dann zwei Stränge jeder Farbe.

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Ich bin jedenfalls schon sehr auf eure „Ramble“-Versionen gespannt!

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Kommentare

  1. Von MAGDALENE GIESBERT am 11. Dezember 2020:

    Können Sie mir ein qualitativ hochwertige s Garn empfehlen für eine warme Herrenmütze. Der Mann ist empfindlich mag kein Fleed u Baumwolle

    • Von Carolin am 13. Dezember 2020:

      Hallo Magdalene, unsere “Rios” von Malabrigo ist ein tolles Garn dafür!

  2. Von Jutta am 12. Dezember 2020:

    Hallo Carolin,, das Tuch ist wunderschön, ich würde es gerne stricken. Ich habe allerdings noch nie nach einer englischen Anleitung gearbeitet. Auch habe ich keine Vorstellung davon, ob das Muster kompliziert ist.
    Na ja…mit deinen Fertigkeiten ist es wahrscheinlich nicht so schwierig!
    Lieben Dank für die vielen schönen Anregungen! Schönen e3. Advent,!

    • Von Carolin am 13. Dezember 2020:

      Hallo Jutta,

      ich würde es nicht als allererstes englisches Projekt ausprobieren, zumindest nicht, wenn du zuvor noch kein Patent gestrickt haben solltest.
      Vielleicht probiertst du mal unsere Anleitung für den „Hamburg Calling“, die haben wir absichtlich zweisprachig gestaltet, damit man sich mal ans Englische rantrauen kann.
      Und wenn du dann schonmal Patent gestrickt hast, sehe ich kein Problem. Auch hier haben wir im Blog einige gute Tutorials zu einfarbigem Patent und zweifarbigem Partent
      Viel Spaß beim Ausprobieren!

  3. Von Brigitte am 13. Dezember 2020:

    Ein wunderschönes Tuch! Aber ohne die dazugehörige Anleitung ? Sehr schade. Es wäre so einfach, die Anleitung gleichzeitig zu zeigen, das würde gewiss auch den Wollverkauf ankurbeln. Aber so…..

    • Von Carolin am 13. Dezember 2020:

      Hallo Brigitte,
      vielen Dank!
      Den Link zur Anleitung findest du direkt unter dem Foto, auf dem ich das Tuch trage. Einfach auf „Ramble“ klicken.
      Es ist die Anleitung einer amerikanischen Designerin und natürlich unterliegt diese dem Urheberrecht, sodass wir sie hier nicht zeigen können.
      Wenn du dem Link folgst, kannst du sie aber bei Ravelry erwerben.
      Viel Spaß damit,
      Carolin

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