Rios – ein Kinderfreund

Kennt ihr solche Momente? Diese, in denen man sich selbst auf die Schultern klopfen möchte, ob des eigenen Gewieftseins? Als notorische Projektbeginnerin kam es in den vergangenen Jahren nicht nur viermal vor, dass ein gewissenhaft geplanter und mit Freude begonnener Kinderpullover vor dem ersten Tragen bereits verlängert werden musste oder das Kind dem Strickstück vor Vollendung gar gänzlich entwachsen war.

Wie sich zeigte – und das wird nur wenige von euch überraschen, da bin ich mir sicher – ist die Schuld hierfür eindeutig in der menschlichen Anatomie zu suchen, die standardgemäß zwei, anstatt nur eines Armes vorsieht. Ihr wisst was ich meine, nicht wahr?

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Letztes Jahr nun hatte ich die wunderbare Idee, den gewünschten Pullover des Sohnes direkt eine gute Größe größer zu stricken. Nur so für den Fall … Wie schlau das war! Denn auch wenn ich ihn dann überraschenderweise direkt vollendet hatte, war es tatsächlich bereits zu warm für dicke Klamotten geworden.

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So fand der wunderbar herbstliche Flax seine Bestimmung vorerst in unserer Wullstuw, wo er wirklich viele Leute verzückt hat, einigen schwer verliebten Kaufwilligen verwehrt werden musste und mir bei der Beratung enorm hilfreich war. Und als es plötzlich ganz schlagartig kühl wurde, konnte ich meinem Sohn einen wunderbar passenden neuen Lieblingspullover mal eben aus dem Ärmel schütteln – hüstel.

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Der Flax ist ein super tragbares Modell, zu dem ich gerne immer und immer wieder greife. Er ist Teil der elf Basis-Modelle aus „The Simple Collection“ von Tincanknits, die ich sehr schätze. All diese Modelle sind zeitlos schön, außerordentlich verständlich, anfängertauglich aufbereitet und – als wäre das nicht schon genug – auch noch kostenlos zur Verfügung gestellt. Und da ihr ja sicherlich alle eure Hausaufgaben nach Sarahs Beitrag von neulich gemacht habt, ist auch die Sprache keine Hürde mehr, nicht wahr?

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Handgefärbte Garne, wie hier die Malabrigo Rios, kann man an solch einem Modell sehr schön zur Geltung bringen, sofern die Färbung keine allzu großen Kontraste aufweist.

Übrigens arbeite ich bei Handfärbungen grundsätzlich mit zwei Strängen abwechselnd. Die Fäden werden hierbei stets seitlich locker mit hoch genommen.

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Denn was im Strang recht gleich aussieht, kann im Gestrick nachher ganz unterschiedliche Gewichtungen in der Farbtiefe oder -verteilung aufzeigen. Zudem wollte ich – wenn dies auch bei meiner gewählten Farbe eher vernachlässigbar wäre – von vornherein Colorpooling vermeiden.

Um nun nicht in die Verlegenheit zu kommen, dass beide Stränge zeitgleich ausgehen (sind ja gleich lang, ne?) und man damit wieder einen optischen Bruch zu den nächsten beiden erzeugen würde, nehme ich von Strang 1 einfach erstmal nur die Hälfte zusammen mit Strang 2, arbeite danach mit den Strängen 2 und 3. Wenn Strang 2 dann aus ist, verheirate ich 3 und 4 (oder eben den Reststrang 1) und so weiter. Verstanden?

Ich achte dabei immer darauf, dass ich für einen unsichtbaren Übergang an den Ärmeln etwas von einem der beiden Stränge, mit denen ich vor der Ärmelabtrennung gearbeitet habe, übrig behalte.

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Malabrigo Rios liebe ich übrigens sehr für Pullover, die gerne mal was aushalten sollen. Sie ist quasi unverwüstlich, kann auch mal in die Waschmaschine und wenn sich das Kind bockig über rauen Teppichboden wälzt, kann man angemessen müde lächeln, ohne dass einem das Grauen ob des nahenden Pullovertodes ins Gesicht geschrieben steht.

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Sohnemann jedenfalls ist glücklich mit seinem äußerst schicken Herbstpullover und stimmte sogar – und das ist ab einem gewissen Alter tatsächlich ein Zugeständnis – dem Fotoshooting zu. Danke dafür!

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Anleitung: „Flax” von Tincanknits
Garn: 330 Gramm Malabrigo Rios in Farbe Volcan
Nadeln: KnitPro Symfonie Nadelspitzen & Nadelspiel in 4,0 mm (Bündchen) und 4,5 mm

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Kommentare

  1. Von Kathi am 19. Oktober 2018:

    Ein echt schöner Pulli mit tollen Fotos, und wie immer ein gelungener Text! Könntest du analog zu anderen Beiträgen noch was zur Garnmenge und Nadelstärke sagen? Danke!

    • Von Gudrun am 20. Oktober 2018:

      Jou, und die Farbe nicht vergessen! 😉 Volcan?

      Dank und Gruß.

    • Von Carolin am 22. Oktober 2018:

      Gut erkannt! Alles eingefügt 🙂 Liebe Grüße!

    • Von Carolin am 22. Oktober 2018:

      Hi Kathi, huch, das hab ich in der Freude doch glatt vergessen. Hab’s oben ergänzt, danke für die Erinnerung!

  2. Von Tetetetris am 19. Oktober 2018:

    Sieht super aus und die Fotos sind auch total schön <3

    • Von Carolin am 22. Oktober 2018:

      Dankeschön! Ich mag sie auch sehr!

  3. Von Kerstin am 19. Oktober 2018:

    Wunderbar! 😀 Gleich beim zweiten Absatz musste ich laut lachen.
    Danke für den unterhaltsamen Blog-Beitrag und Dank auch an den Nachwuchs für’s Fotografieren-Lassen!
    Viele Grüße, Kerstin

    • Von Carolin am 22. Oktober 2018:

      Hallo Kerstin, ich werd’s ausrichten – hihi. Danke dir!

  4. Von Anne am 19. Oktober 2018:

    Wirklich ein sehr schöner Pulli, die Farbe sieht super aus! Das einzige, was mich beim Flax stört ist, dass der Kragen ziemlich ärgerlich ausleiert und sich das anfangs runde Loch in ein riesiges Oval zu den Schultern verzieht, scheint bei dir auch der Fall zu sein. Gibt es einen Tipp, wie man das verhindern kann, ohne die Elastizität stark einzuschränken?

    • Von Carolin am 22. Oktober 2018:

      Hi Anne, du hast richtig gesehen, der Halsausschnitt ist hier zu weit. Das lag aber tatsächlich daran, dass der Pulli in der Wullstuw hängend lagerte, daher hat sich der Kragen großgezogen. Ich habe im Anschluss an die Fotos das Halsbündchen nochmals abgefummelt und neu und etwas breiter angestrickt, jetzt ist’s okay. Generell bleibt zu sagen, dass der Flax ja ein Basis-Modell ist, deswegen hat er auch keine Nackenerhöhung, was dann meist in einem recht weiten Ausschnitt endet. Für eine perfekte Passform ist eine Nackenerhöhung immer gut, hierfür werden im Nackenbereich dann über ca 3-4 cm verkürzte Reihen gearbeitet. Damit sitzt ein Raglan deutlich besser auf den Schultern. Viele Anleitungen haben das, in diesen Fall hätte es aber den Rahmen der Basisanleitung einfach gesprengt.
      Liebe Grüße,
      Carolin

  5. Von Petra P. am 20. Oktober 2018:

    Guten Morgen,

    sehr schöner Pulli für den Sohnemann und gut erklärter Beitrag. Für Kinder habe ich immer etwas größer gestrickt, solange sie im Wachstum waren. Hat sich immer ausgezahlt. Nicht das man fertig ist und das Ding ist dann zu klein, weil der Kinderkörper dachte, der schneide ich ein Schnippchen beim Stricken. Für die kühle Jahreszeit wäre mir das aber zu Hals fern..

    • Von Carolin am 22. Oktober 2018:

      Hallo Petra,
      na, für irgendwas müssen die zig Schals ja gut sein 😉
      Nein, nein, ich habe den Hals im Anschluss noch ein bisschen zugestrickt. Die hängende Lagerung in der Wullstuw hat dem Ausschnitt nicht so gut.
      Liebe Grüße,
      Carolin

  6. Von Gerda am 23. Oktober 2018:

    Der Pulli ist supertoll, die Farbe ein Traum. Wenn sich dann der große Sohn noch so in Szene setzt – echt super gemacht !!!

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