Häkeltipp: Hotel of Bees

Ich weiß nicht genau, wie mir das passieren konnte, aber ich bin im Moment voll im Tuchfieber. Tücher waren eine meiner Einstiegsdrogen des Strickens, bis ich mich dann an Pullover & Co. gewagt habe und jahrelang kaum Tücher auf den Nadeln hatte. Dieses Jahr hat es mich dann ganz plötzlich wieder gepackt: Ich brauche mehr Tücher! Der Regenwetter-MKAL von Antje und Corinna kommt mir da gerade recht. Vorher habe ich mir aber noch ein kleines Schätzchen als Appetithappen gegönnt. Schaut mal!

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Was für ein fantastisches Muster! Hotel of Bees heißt es und ist eins der schönsten Häkeltücher, die ich bisher auf Ravelry auftreiben konnte. Wie ich ja schon Anfang des Jahres beklagt hatte, leiden viele Häkelsachen schnell am Topflappen-Symptom, was sie optisch weit hinter Stricksachen zurückstehen lässt (außer tatsächliche Topflappen natürlich).

Dieses Tuch gefällt mir so gut, weil es, ganz ähnlich wie viele aktuelle Stricktücher, mit zwei verschiedenen Farben spielt und ein abwechslungsreiches, luftiges Lacemuster hat, das diesem steifen Topflappeneffekt entgegenwirkt. Auf das Lacemuster wollen wir auch direkt mal einen genaueren Blick werfen.

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Der Name „Hotel of Bees“ (deutsch: Bienenhotel) wurde inspiriert von dem wunderbaren Roman „Alles Licht, das wir nicht sehen“, findet sich aber auch ganz bildlich in dem Häkelmuster wieder. Kleine und große Bienenwaben, Blumenwiesen und sogar kleine Bienchen lassen sich in dem Tuch wiederfinden.

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Das Häkeln ist durchaus herausfordernd, aber dank der hervorragenden Anleitung sehr gut schaffbar. Designerin Christina Hadderingh hat jede einzelne Reihe ausgeschrieben und zeigt in einem ausführlich bebilderten Begleitdokument, das man mit der Anleitung bekommt, wie jedes Segment gearbeitet wird. Ganz große Klasse! So kommt man auch gut klar, wenn man noch keine große Erfahrung mit englischen Häkelbegriffen hat.

Mein persönlicher Tipp bei diesem Tuch ist außerdem, vorab mit einem Textmarker durch die Anleitung zu gehen und sich jedes „sc“ (kurz für single crochet = feste Masche) anzustreichen, um es später nicht versehentlich mit einem „sk“ (skip = Masche überspringen) zu verwechseln. Bei Anweisungen wie „sc 1 in sc, sk 2, ch 3, sc 1 in sc, sk 2“ kommt man sonst schnell durcheinander und ins Fluchen. Da sich die verschiedenen Stilelemente im Muster aber immer wieder in leichter Abwandlung wiederholen, hat man den Dreh bald raus.

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Das Garn, das ich verwendet habe, ist übrigens Madelinetosh Twist Light, je ein Strang. Gelb und Weiß haben mir von Anfang an als Farben für dieses Tuch vorgeschwebt, auf die eigentlich vorgesehene dritte Farbe habe ich für mein Modell verzichtet. Für die definitive Farbwahl bin ich dann aber ganz formell in den Lanade-Chat gegangen und habe mit Sarah mögliche Garne und Färbungen diskutiert.

Ich wollte ein natürliches, goldenes Gelb, neben dem das Weiß weder klinisch leuchtet noch schmutzig-beige aussieht. Sarah hat alle Garne als Ministrängchen vorliegen und außerdem ein hervorragendes Farbgespür, deshalb habe ich die Auswahl voller Vertrauen in ihre Hände gelegt. Meine heimlichen Favoriten waren aber Liquid Gold und Antler.

„Nee, nee, das lass mal lieber“, war Sarahs Urteil, „Nimm lieber Candlewick und Salt, die passen schöner zusammen.“ Und was soll ich sagen – Sarah hatte Recht! Candlewick hat einen wunderbaren herbstlich-schmutzigen Unterton, der die Grellheit des Gelb bricht und alltagstauglich macht. Die naturfarbene Salt bringt dazu mit den eingestreuten Farbsprenkeln Lebendigkeit rein, ohne vom farblichen Hauptakteur oder dem Häkelmuster abzulenken. Beide Garne könnte ich mir ohne Weiteres in einfarbigen Projekten vorstellen, in der Kombi sind sie erst recht der Hammer.

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Im Gegensatz zu den gängigen Stricktüchern in dieser asymmetrischen Dreiecksform wird Hotel of Bees an der langen Seitenkante begonnen und dann zur Spitze hin gearbeitet. Das hat mich zwar etwas nervös werden lassen, ob das Garn auch reicht, war aber eigentlich sehr stimmig: Am Anfang, als ich mich noch in die Anleitung reinfuchsen musste, konnte ich alles in Ruhe in den langen Reihen austüfteln. Später ging dann jeder Mustersatz schneller als der vorherige, so dass ich den Eindruck hatte, ganz fix fertig zu werden. Und das Garn hat auch gereicht – hurra!

Anleitung: Hotel of Bees von Christina Hadderingh
Maße: 160×55 cm
Garn: Madelinetosh Twist Light, Candlewick und Salt, je 100 Gramm
Nadel: Häkelnadel 4,5 mm
Sonstiges: Kleine Bienen-Anhänger für die Tuchspitzen

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Kommentare

  1. Von Sylvie am 07. November 2017:

    Hallo Nina

    Gibt es dazu auch eine Häkrlschrift oder ist es nur die schriftliche Anleitung?

    Das Tuch sieht wunderschön aus

    LG

    Sylvie

    • Von Nina am 07. November 2017:

      Hallo Sylvie,
      vielen Dank. 🙂
      Für einige der Mustersätze hat die Anleitung auch Häkelschriften, aber der größte Teil ist ausschließlich schriftlich festgehalten. Ich nehme an, manche Manöver wären als Häkelschrift einfach zu unübersichtlich (z.B. in die Vor-vor-Reihe eingestochene Doppelstäbchen) und dass die Designerin deshalb davon abgesehen hat, die gesamte Anleitung als Chart bereitzustellen. Dafür hat sie aber sehr detaillierte Fotos aller Schritte und Video-Links zu den schwierigeren Techniken zugefügt. Ich fand das sehr hilfreich, obwohl ich auch am liebsten nach Häkelschrift arbeite.
      Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. 🙂

  2. Von Anette am 07. November 2017:

    Hallo Nina,
    wunderschönes Tuch, jetzt hast Du mir wirklich Lust gemacht, mal wieder zu häkeln. Frage: ich stricke seit Jahren nach Anleitungen in Englisch. Wie schwierig ist es, englische Häkelanleitungen zu verstehen? Gibt es hierzu gute Übersetzungen, um mich einzulesen?

    Liebe Grüße
    Anette

    • Von Nina am 07. November 2017:

      Hallo Anette,
      häkeln hat genauso wie Stricken seine Fachausdrücke, die man recht schnell drin hat, finde ich. Man muss nur aufpassen, ob man eine amerikanische oder eine britische Anleitung vor sich hat, die verwenden nämlich verrückterweise manchmal gleiche Begriffe für verschiedene Sachen. Diese Übersicht hier hat beide Varianten und die deutsche Übersetzung: http://www.maschenzaehler.de/tipps-und-hilfen/englische-anleitungen-verstehen/uebersetzung-englischer-haekelbegriffe/
      Im Zweifelsfall einfach Professor Google fragen. Oder uns natürlich. 😉
      Viel Spaß beim Häkeln!

  3. Von Andrea am 07. November 2017:

    Huhu,

    auf jeden Fall interessantes Muster. Ich werde dann wohl mal in die Anleitung rein schauen. Immerhin muss ich noch auf die Nadeln für den MKAL von euch warten. Da kann man sich die Zeit mit Anleitungsgucken doch gut vertreiben. ^^

    LG
    Andrea

  4. Von Sarah am 07. November 2017:

    Hach, ich erinnere mich! Danke für die Blumen ❤️ Das war mein erster Arbeitstag, ich war so aufgeregt
    Sehr schönes Tuch ist das, wirklich! Das werde ich mir auf jeden Fall für meinen nächsten Häkelanfall merken.

    • Von Nina am 07. November 2017:

      Haha, Feuertaufe bestanden! 😀

  5. Von Andrea am 08. November 2017:

    Hi Nina,

    Häkeln ist ja eigentlich auch nicht so mein Ding, bis auf Topflappen und Co. 🙂 Aber dieses Tuch sieht wirklich sehr schön aus. Also, danke für Deinen tollen Tipp – jetzt habe ich nämlich das ideale Geburtstaggeschenk für meine imkernde Cousine!

    Viele liebe Grüße
    Andrea

  6. Von Claudia am 09. November 2017:

    Total schön, liebe Nina. Auch ich habe gleich Lust bekommen, die verstaubten Häkelnädeln wieder vorzukramen.
    Aber noch was anderes: Warum gibt es für euren tollen Blog und Shop, also Lanade und alles was von den Fans so produziert wird, keine eigene Ravelry Gruppe? Was ihr so strickt inspiriert mich ganz oft und andere bestimmt auch. Da wäre es doch schön, wenn man das teilen könnte. Und Facebook habe ich – zum Glück – nicht.
    LG Claudia

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