Ausgefuchst: „Garter Tab“ mit Hilfsnadel.

Kennt ihr das, wenn ihr vor einer neuen Anleitung sitzt, schon mal kurz reinlest und dann so hochgradig intelligente Gedanken wie etwa Häää? Wie, was, warum? Bahnhof?! denkt? So oder so ähnlich ging es mir, als ich zum ersten Mal einen sogenannten Garter Tab als Anfang für ein aus der Mitte heraus gestricktes Tuch mit kraus-rechter Kante stricken sollte.

Garter Tab ist englisch und heißt übersetzt soviel wie Kraus-rechts-Steg oder Kraus-rechts-Reiter (wie der Reiter an Karteikarten) und genau das ist seine Aufgabe. Der Garter Tab ist der Vorreiter für die quer verlaufende, lange Kante des Tuchs und ermöglicht es, in drei Richtungen nahtlos vom Startpunkt aus wegzustricken. Da auch unsere aktuelle Anleitung „Modern Love“ mit einem Garter Tab beginnt, möchte ich euch heute zeigen wie der funktioniert und mit welchem Trick ihr euch das Leben dabei leichter machen könnt.

Bild für Beitrag „Garter Tab“ 3

Wie schon gesagt, geht es beim Garter Tab darum, einen möglichst perfekten Startpunkt für Tuchkonstruktionen aus der Mitte heraus zu schaffen. Ihr beginnt dabei mit einem kurzen Streifen in kraus rechts, für den ihr zunächst drei Maschen anschlagt und dann 6 Reihen rechts strickt.

In der Theorie nehmt ihr nun einfach drei Maschen aus der seitlichen Kante und drei Maschen aus der Anschlagskante auf und könnt, so der Plan, in drei Richtungen weiterstricken. In der Praxis lacht zumindest der Anfänger hysterisch über die Theorie und bricht sich danach zwei Finger oder verliert mehr Maschen als er aufnimmt 😉 In Wahrheit ist das alles keine Zauberei und geht mit einer kleinen Hilfsnadel sogar ganz ausgefuchst, fix und bequem. Los gehts!

Klicke hier wenn du unser Video ansehen möchtest.

  1. Sechs Reihen rechts (= 3 Krausrechtsrippen) über 3 Maschen sind gestrickt. Statt zu wenden, dreht ihr das Stickstück um 90 Grad nach rechts (im Uhrzeigersinn).
  2. Sucht euch drei Schlaufen an der Oberkante aus – je eine aus jeder Krausrechsrippe – und nehmt diese auf eine dünnere Hilfsnadel.
  3. Strickt die drei aufgenommenen „Maschen“ rechts auf die Arbeitsnadel.
  4. Dreht das Strickstück noch einmal um 90 Grad nach rechts (im Uhrzeigersinn).
  5. Sucht euch drei Schlaufen an der Oberkante aus – je eine aus jeder ursprünglich angeschlagenen Masche – und nehmt diese auf eine dünnere Hilfsnadel. Bei der Dritten hatte ich Probleme, sie in derselben Ausrichtung aufzunehmen. Wie ihr seht, kann man dann gut mit der Arbeitsnadel nachhelfen.
  6. Strickt die drei aufgenommenen „Maschen“ rechts auf die Arbeitsnadel. Fertig!
Bild für Beitrag „Garter Tab“ 2

Man kann die Maschen auch ohne Hilfsnadel aus den Kanten heraus aufnehmen oder statt einer Hilfsnadel die andere Nadelspitze der Rundnadel verwenden (dann aber jede Masche einzeln). Besonders schlaue Köpfe fangen mit einem provisorischen Maschenanschlag an und sparen sich so das Heraussuchen der „richtigen“ Schlaufen aus dem Maschenanschlag.

Die Erfahrung sagt aber, dass es für eine gute Optik ausreicht, wenn man die jeweils drei Maschen in gleichmäßigen Abständen aufnimmt und es gar nicht so sehr darauf ankommt, wo genau man sie herholt. Also nur zu, probiert es aus 🙂

Ach ja, ich hatte euch in meinem letzten Beitrag ja auch Ufo-Buster-Resultate versprochen. Gesucht war eine neue Bestimmung für zwei aufgegebene Projekte aus DROPS Cotton Merino und herausgekommen ist ein freihand gestreifter Pullover für meinen Siebenjährigen, der ihn so sehr liebt, dass er ihn mit Schokolade überziehen möchte – kein Witz, Schokobrunnen. Zum Glück konnte ich vorher noch schnell ein Foto machen 😀

Bild für Beitrag „Garter Tab“ 1

Model: „Sticks and Stones“ von DROPS Design
Garn: DROPS Cotton Merino in Fb. 03 beige, Fb. 25 rost und Fb. 12 braun
Modifikationen: andere Streifenfolge, nämlich beige bis zur Trennung von Körper und Ärmeln, danach immer *4 Reihen braun, 10 Reihen rost*; abgekettet mit der Nähnadel
Nadeln: KnitPro Nova Rundnadeln 3,0 mm und 3,5 mm in 25 cm , 40 cm und 60 cm Länge

Ich finde, das Ribbeln hat sich sehr gelohnt. Und jetzt geh’ ich gleich mal schauen, welchem Ufo ich als nächstes den Garaus mache. Wie gehts bei euch? Habt ihr auch schon eines vom Himmel geholt?

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Kommentare

  1. Von Bettina am 16. Februar 2017:

    Ach danke, hervorragend. Ich breche mir dabei auch gerne die Finger. Mein nächstes Tuch (Lothian von Justyna) startet auch damit und ich hatte mal wieder gar keine Lust auf den garter Tab. Jetzt freue ich mich doch TML und die Streifen in Mechita Diana zu stricken. Hach.

    • Von Antje am 17. Februar 2017:

      Oh, ein schönes Tuch! Steht auch bei mir auf der Wunschliste! Dann mal frohes Garter Tab Anschlagen 🙂

  2. Von Johanna am 16. Februar 2017:

    AAAAAAAHA!
    Das ist also damit gemeint, ich hab mich immer gefragt, was das soll und einfach direkt 9 Maschen angeschlagen 😀
    Danke für die Erleuchtung und die einfache Erklärung. Man lernt immer was dazu 🙂

    • Von Antje am 17. Februar 2017:

      Hehe, das war ehrlich gesagt auch meine erste Lösungsidee damals. Aber der Garter Tab Hokuspokus lohnt sich wirklich. Sieht viel hübscher aus 🙂

  3. Von Rea am 16. Februar 2017:

    Huhu,

    ja, der Pulli schaut top aus. Ich selbst habe gerade einen ganzen Sack voll Ufos, welche ich bis Dezember fertig haben möchte. Unter anderem auch Wolle, die ich bis dahin verarbeitet haben will. Für mindestens ein Garn brauch ich noch eine Idee…

    LG

    Rea

    • Von Antje am 17. Februar 2017:

      Dankeschön 🙂

  4. Von Dorit S. am 16. Februar 2017:

    Auf eine Hilfsnadel wäre ich von alleine nie gekommen. Ich habe mi r bisher auch immer die Finger gebrochen. Dankeschön!

    • Von Antje am 17. Februar 2017:

      …das ist der Vorteil eines unaufgeräumten Strickplatzes 😀 Eben noch die störende nadelspielnadel weggeschoben, hups, schon eine nützliche Idee gehabt 😉

  5. Von Frauke am 16. Februar 2017:

    Juhuu,ich habe mir das Muster schon runter geladen und fing dann an zu überlegen…( hysterischer Anfänger 😉 ). Nun kann ich gaanz entspannt an die Arbeit gehen!!
    Der Pulli ist wirklich hübsch geworden 🙂 Ich habe seit ewigen Zeiten keinen Pullover mehr gestrickt und würde gerne meinen kleinen Sohn mit einem bestücken…,,klein anfangen” hihi

    • Von Antje am 17. Februar 2017:

      Gute Strategie, mein allererster Pullover war auch ein Kinderpullover 🙂

  6. Von Ingrid am 17. Februar 2017:

    Deine Erklärung ist gut. Ich habe vor kurzem den Comodo angefangen und es zum Glück auch ohne diesen Post geschafft:) . Statt Hilfsnadel habe ich jeweils eine Magic-Loop-Schlaufe gelegt, hat super geklappt.
    LG
    Ingrid

    • Von Antje am 17. Februar 2017:

      Hallo Ingrid 🙂
      Magic Loop Schlaufen hast du dir gelegt? Das klingt spannend, kannst du es noch etwas genauer erklären?

  7. Von Daniela am 17. Februar 2017:

    Ach so…. ich habe schon nicht verstanden wie und mit welchem Zweck ich das Strickstück um 90 Grad drehen soll.. 🙂 Jetzt ist es klarer, auch wenn ich zweimal lesen mußte, um sicher zu sein ein pack – an zu haben. Dankeschön!!!
    LG

    • Von Antje am 17. Februar 2017:

      Sehr gern, ich freue mich 🙂

  8. Von Marion am 17. Februar 2017:

    Aber das heißt auch, dass an der oberen Kante ein “Garter Stitch Ridge” entsteht, über die gesamte Länge des Tuchs, oder?

    • Von Antje am 20. Februar 2017:

      Hallo Marion,
      na die drei Maschen kraus rechts an der Kante sind ja in der Regel vom Designer extra angelegt damit sich der glatt rechts gestrickte Tuchkörper nicht einrollt 🙂 Oder wie meinst du das?

    • Von Marion am 20. Februar 2017:

      Ich hatte zuerst gedacht, dass sich oben ein Rand bildet, wie er entsteht, wenn man ihn nachträglich anstrickt. Aber schon gesehen, wo mein Denkfehler war 😉

  9. Von Ingrid am 18. Februar 2017:

    Puh, wie soll ich das erklären mit der Schlaufe. Also, ehe ich die Maschen in dem gedrehten Teil stricke, lege ich die Nadel (also das Seil) zur Schlaufe und stricke die Seite. Bei der nächsten 90° Drehung mache ich das gleiche. Wenn die 3 Seiten abgestrickt sind, ziehe ich die Schlaufen wieder gerade und stricke ganz normal die Rückreihe, das geht dann schon ganz gut. Bei deinem Video landet ja nachher auch alles auf einer Nadel. Ich nehme nur eine längere Nadel, dann kann man die Maschen gut mit dem anderen Nadelende auffassen.
    Ich hoffe, dass man das jetzt verstehen kann.
    LG
    Ingrid

    • Von Antje am 20. Februar 2017:

      Ah, sehr gut erklärt, danke! Da hat man dann mehr Bewegungsfreiheit beim Aufnehmen. Gute Idee, Ingrid! 🙂

  10. Von Britta am 19. Februar 2017:

    yep. und viel einfacher als die Hilfsnadeln, die bei dem Gefummel gern mal aus nur 3 Maschen wieder rausflutschen….. am besten eine lange Rundnadel nehmen, damit genug Platz für die Schlaufen ist…

  11. Von Anna am 19. Februar 2017:

    Gut, dass nicht nur ich so ein Nadelspiel-Phobiker bin! 😉 Ich krieg Schweißausbrüche und nervöses Zittern, wenn sich mehr als zwei, drei Nadelspitzen in meinem Gesichtsfeld befinden, deswegen hat bei mir auch alles Leinen hinten dran. Wie die Handschuhe im Kindergarten XD

    Der Pulli ist übrigens super! Schade um den Fuchs, aber wenn was nicht werden soll, dann hilft auch noch ein halbes Jahr rumliegen lassen nicht. Ich muss mich auch mal an meine Ufos wagen… die meisten sollen schon fertig werden, ich kann mich nur nicht aufraffen ^^;;

  12. Von Antje am 20. Februar 2017:

    Oh, bei Manchen scheint der Eindruck entstanden zu sein man solle den Garter Tab auf drei Nadeln legen (so wie im vorletzten Bild) bevor man weiter arbeitet. Das ist natürlich nicht nötig. Ich habe das nur so fotografiert, damit man den Garter Tab gleich in seiner endgültigen Form sehen kann – solange alle neun Maschen auf einer Nadel sind, ist er ja sehr verzerrt. Die beiden zusätzlichen Nadeln im vorletzten Foto sind aber nicht die Hilfsnadeln von denen im Titel die Rede ist. Ihr braucht nur eine Arbeitsnadel (zum Beispiel eine lange Rundstricknadel wie Ingrid weiter oben erklärt) und optional eine dünne Hilfsnadel die auch nur sehr kurz in Gebrauch ist – so wie im Video gezeigt 🙂

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