Von Pullovern und Elefanten – die wilde Geschichte vom Confetti!

Ich stand neulich vor meinem Kleiderschrank und da musste ich feststellen: Kein einziges Oberteil aus Tosh Merino Light drin! Keins! Nichts! Nada! Gut, durch meine Mesa-Manie, diverse Anfälle von Fading-Fever und nicht zuletzt die Marling-Madness finden sich insgesamt nur wenige Teile aus nur einer einzigen Garnsorte dort. Aber dass ausgerechnet die TML fehlt? Unhaltbare Zustände, das muss sofort geändert werden!

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Es musste sofort eine Pullovermenge (Sweater Quantity auf Strickerdeutsch) dieses tollen Garns bestellt, dem DHL-Boten aus der Hand gerissen, ausgepackt, gewickelt und angeschlagen werden! Übrigens: Der Begriff Pullovermenge impliziert nicht zwingend, dass daraus auch ein Pullover gemacht werden muss! Eigentlich bedeutet er nur „ein ganzer Batzen“ (vergleiche Pom Pom Quarterly, Ausgabe 25, S. 41). Aber es klingt doch direkt so, als hätte man einen Plan, oder? Falls ihr mal in die Situation kommt, euch für euren Garneinkauf rechtfertigen zu müssen. „Is’ ’ne Pullovermenge.“ Diskussion beendet. Gern geschehen 😉

Zurück zum Thema: Die Farben Crewneck und Jupiter Affair sollten es sein für meinen Pullover, beide aus der „Modern Natural“-Kollektion. Ein Traum. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Ein Traum. Das ist wirklich ganz ganz hohe Färbekunst. Das Blau der Crewneck mit dunkelblauen, gelben und grauen Sprenkeln und dazu die warme grau/rosa Jupiter Affair, ebenfalls mit dezent gelben Sprenkeln … Ein Traum. Die graue, unscheinbare Jupiter Affair macht sich im Gestrick neben der Crewneck übrigens fast rosa aus! Unglaublich, wie sich die Farben je nach Umgebung verhalten oder? Ich nehme mir jedes Mal vor, die Stränge direkt nach Erhalt zu knipsen, aber in der Euphorie (siehe oben) habe ich es vergessen. Sorry!

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Und was wird jetzt draus? Ein Sipila zum Beispiel? Tolles Muster, will ich schon lange machen! Hach, aber mir war gerade irgendwie nicht nach Fair-Isle, ich wollte was ganz Einfaches. Drei meiner Strickfreundinnen nennen einen Confetti ihr eigen und an jeder von ihnen sieht er fantastisch aus! Der wird es, genau. Das Modell ist von Veera Välimäki, ein ganz simpler RVO (Raglan von oben) mit hübschen Streifen, ein paar Finessen. Die Bündchen zum Beispiel sind besonders gelungen, finde ich! Ich mag auch die breiten Raglanlinien und die hübsche, vorteilhafte A-Linie (Hello, Muffin-Top!).

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Aber dennoch habe ich ein paar Modifikationen vorgenommen. Die Streifenfolge habe ich weiter unten anfangen lassen, nicht direkt unter dem Halsbündchen. Außerdem sind die verkürzten Reihen am Hals bei mir etwas weiter auseinander gezogen, im Original war mir das zu steil.

Die Zunahmen für die A-Linie habe ich nur in jeder 6. Runde (und nicht wie gefordert in jeder 4.) gemacht, so passte das auch gut mit der Streifenfolge zusammen und ich musste quasi gar nicht mehr nachdenken. Perfekt für Frau Wiewardasnochmal-Woistdennjetztschonwieder 😉 Außerdem hatte ich Sorge, dass das Oberteil sonst zu zeltartig wird. Diese Sorge stellte sich bei genauerer Betrachtung der Confettis meiner Strickfreundinnen als unbegründet heraus, die haben die Zunahmen alle anleitungsgemäß gemacht. Und wie gesagt: Alle sehen fantastisch darin aus. Aber ich hatte nunmal schon so angefangen und dachte mir: „Wird schon gutgehen“. (Spoiler: War dann auch so!)

In der gleichen Weise (jede 6. Runde) habe ich auch die Ärmelabnahmen gearbeitet. Die Ärmel habe ich bewusst und zum allerersten Mal im Leben zu kurz als 7/8-Ärmel gemacht (its dschast abaut fääschn). Und, was soll ich sagen, es gefällt mir ausnehmend gut so, passt super zu einem leichten Sommer-Top!

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So, und dann war es fertig das Oberteil! Abgekettet, hinein geschlüpft und dann … allgemeine Ernüchterung machte sich breit, Mundwinkel zogen nach unten, fassungsloses Stirnrunzeln. Wie sieht das denn aus? Hier steht es ab, dort wellt es sich, das Bündchen klappt hoch, was ist denn hier passiert?? Hab ich so nicht bestellt, wie ätzend ist das denn jetzt?

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Als Kind hatte ich öfter mal so richtig schlimme Wutanfälle, die waren legen… – warte kurz – …där, legendär! Zu einem dieser Anfälle ist dann auch mal meinem Vater der Kragen geplatzt und er hat mich angebrüllt: „WEISST DU, WAS MAN MIT DEN ELEFANTEN IM ZOO MACHT, WENN DIE SICH SO BENEHMEN?! DIE WERDEN MIT DEM SCHLAUCH KALT ABGESPRITZT!!!“

Ich persönlich kann mich daran gar nicht mehr erinnern und kenne die Geschichte nur aus Erzählungen meiner Mutter. Dieser Vorfall scheint auf sie wohl einen bleibenderen Eindruck gemacht zu haben als auf mich. Die Aussage an sich habe ich nie überprüft, denke aber, dass dem Confetti ein kaltes Bad nicht schaden kann. Und da bleibt der mindestens 20 Minuten drin! Widerspenstiger Drecksack, der.

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Ich glaube, ich rufe mal im Zoo an und frage nach wegen der Elefanten. Hier hat diese Methode jedenfalls mal wieder super geholfen! Alles schick, die weiche TML hat schön nachgegeben und das Top sitzt perfekt! Für den Einsatz dieser Methode bei 6-jährigen Mädchen gibt es keine Erfahrungen, ehrlich! Würde ich aber nicht empfehlen 😉 Über die vorteilhaften Auswirkungen eines entspannenden Bades auf ein Strickstück haben wir ja hier schon berichtet!

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Fazit: Ein ungetrübtes Strickvergnügen, TML und Confetti ergänzen sich hier zu einem wunderbaren Oberteil für die Übergangszeit. Nicht zu kalt, nicht zu warm, perfekt! Durch die oben beschriebenen Modifikationen (kürzere Ärmel, Abnahmen nur jede 6. Runde, Streifenfolge später angefangen) habe ich übrigens ganz genau 200 Gramm der Hauptfarbe und 86 Gramm der Kontrastfarbe gebraucht. So als Info für die Mutigen unter euch, die gern „yarn chicken“ spielen.

Wenn man genau nach Anleitung und mit passender Maschenprobe arbeitet (die war bei mir auch abweichend), braucht man auf jeden Fall 3 Stränge TML in der Hauptfarbe und etwas mehr als einen Strang Kontrastfarbe für Größe L.

Die Passform ist sehr gut, durch die RVO-Technik kann man die Größe optimal anpassen und gegebenenfalls während des Strickens noch nachjustieren. Die Verspieltheit dieses Oberteils kann man mit ein paar Tricks und der richtigen Farbwahl deutlich entschärfen, wenn man denn möchte. Oder sie mit der passenden Farbwahl deutlich hervorheben!

Die Streifenfolge macht das Weiterkommen gut sichtbar und verhindert die Langeweile eines Stockinette-Marathons. Aber auch einfarbig mit eventuell kontrastfarbigen Bündchen sieht es bestimmt toll aus. Ich kann mir das Modell auch gut als einfaches T-Shirt vorstellen, mit kurzen Ärmeln und geradem Rumpf. Ein echter Allrounder ist der liebe Confetti! Auch für unterwegs ist das Projekt super geeignet, man muss kaum nachdenken. Und ich habe endlich, endlich einen TML-Pullover im Schrank!

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Fazit: Unbedingt machen!
Anleitung: Confetti von Veera Välimäki, gestrickt in Größe XL, um L zu bekommen
Garn: Madelinetosh Tosh Merino Light, 2× Crewneck, 1× Jupiter Affair
Nadeln: ChiaoGoo Edelstahlspitzen 3,0 mm und 2,5 mm, ChiaoGoo Seile M- und S-Gewinde

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Kommentare

  1. Von Theres am 04. April 2019:

    Oooh, tolle Farben!! Gefällt mir richtig gut 🙂 Ich mag die TML auch total gern, aber habe noch kein Oberteil damit gestrickt, was dringend geändert werden muss. (Wolle dafür hab ich schon bei euch bestellt)

    Ich bin grad ein bisschen verwirrt wegen dem angegebenen Verbrauch. Im Text steht “3 Stränge in der Hauptfarbe” und unten in der Zusammenfassung “2x Crewneck” 😉
    Ansonsten: Wieder total unterhaltsam geschrieben. Gefällt mir 😀 <3

  2. Von Michaela am 04. April 2019:

    Sehr schöne Bilder und der Artikel ist gelungen wie immer! 🙂

    • Von Michaela am 04. April 2019:

      Ups….und der Pullover ist natürlich toll! Hatte ich völlig vergessen.

  3. Von Martins am 05. April 2019:

    einfach super

  4. Von Helga Martins am 05. April 2019:

    toller pullover

  5. Von alexandra am 05. April 2019:

    Sehr schöner Pullover und tolle Farben. Mir geht es auch oft so, dass ich diverse Details verändere, auch wenn ich mir vornehme nach einer gewissen Anleitung zu stricken. Irgendwie ist das ja das tolle daran. Aber irgendwie nervt es mich manchmal schon. Vorallem weil durch die Änderungen meist eine gewisse Denkarbeit nötig ist…
    viele Grüsse

  6. Von Annette am 15. April 2020:

    Beim Lesen über die Elefanten-Geschichte musste ich schmunzeln. Erinnert mich an unsere Tochter mit 7 Jahren, die felsenfest davon überzeugt war, dass es” Solgat” heisst anstatt Soldat. Ich konnte sie mit nichts davon überzeugen wie es richtig heisst. Dann habe ich’s einfach aufgegeben, und heute lachen wir gemeinsam darüber.

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