So Worsted, so faded, so schön!

Ich weiß nicht warum, aber sanfte Farbverläufe begeistern mich ohne Ende. Ob es ein Notizbuch ist, Turnschuhe, eine Handyhülle oder ein Kleidungsstück – hat es einen Fade- oder Ombré-Effekt, bin ich hin und weg. Ich bin auch schon mehrfach in öffentlichen Verkehrsmitteln und Cafés ermahnt worden, weil ich Damen mit kunstvoll gefärbtem Haar angestiert habe.

In der Strickwelt hat man zum Glück Verständnis für mich. Findige Designerinnen haben Wege gefunden, mit einfarbigen Garnen beliebig lange Verläufe von einer Farbe zur anderen zu zaubern. Meinen heiß geliebten Dip Dye Sweater habe ich euch ja schon mal gezeigt, die Fair-Isle-Variante (zum Beispiel hier und hier) sieht auch sehr spannend aus. Ganz besonders großartig finde ich es aber, wenn Garne schon direkt in farblichen Abstufungen als Fade-Set gefärbt werden. Die Sweater-Sets von Madelinetosh zum Beispiel finde ich wunderbar.

Gäbe es doch sowas auch von Malabrigo … dachte ich letztens bei mir und stöberte etwas schwermütig durch den Lanade-Bestand. Und plötzlich teilte sich das Woll-Dickicht vor mir und wie ein Einhorn auf einer Waldlichtung erschien es vor mir: Das Malabrigo Merino Worsted Fade-Set! Träumte ich? War das die Wirklichkeit? Egal, her damit!

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Über die Malabrigo Merino Worsted muss wohl nicht mehr viel gesagt werden. Sie ist nicht weich. Sie ist weiiichohmeingottichdrehdurch! Das Fade-Set ist nun genau das hoch fünf, dabei aber außerdem noch in abgestuften Nuancen von der dunkelblauen Malabrigo-Farbe Paris Night bis zum leuchtenden Petrol Teal Feather gefärbt. Ich könnte das Set glatt mit den Augen auffressen.

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Hab’ ich aber nicht. Stattdessen habe ich das Garn verstrickt. Und das perfekte Muster dafür hatte ich auch gleich vor Augen: „So Faded“ von Andrea Mowry! Der Pullover wurde mit Fade-Sets im Hinterkopf entworfen und seit eineinhalb Jahren permanent unter den beliebtesten Ravelry-Mustern.

Einziges Problem: „So Faded“ wurde für Garn in Sockenwollstärke geschrieben, die Malabrigo Merino Worsted ist aber mehr als doppelt so dick. Da reicht es leider auch nicht mehr aus, den Pulli einfach in einer Nummer kleiner zu stricken! Was nun? Verzweiflung? Aufgeben? Niemals! Kleiner Spoiler: Ich habe eine Lösung gefunden.

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Und diese Lösung heißt „Raglano“ und kommt, wie so oft, von Nicola Susen. Nicola hat eine geniale Bauanleitung für einen einfachen Raglan-Pullover ausgetüftelt, die sich auf jede erdenkliche Garnstärke anwenden lässt. Man muss bloß ein paar Grundwerte anhand der eigenen Maschenprobe und Körpermaße ermitteln und hat dann seine maßgeschneiderte Anleitung. Passenderweise liefert auch Andrea Mowry für den „So Faded“ eine kleine Rechenformel für die gleichmäßige Verteilung und das Ineinander-Faden der verschiedenen Farben. So lassen sich die beiden Anleitungen wunderbar miteinander vereinen und ergeben in meinem Fall einen wintertauglichen „So Faded“. Oder vielleicht eher einen „Faded Raglano“.

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Die Herausforderung bei so einem Garnset liegt ja immer darin, jeden Farbeinsatz so zu planen, dass man auch mit jeder Farbe hinkommt. Paris Night kann man zwar auch einzeln kriegen, aber die abgestuften Färbungen nicht. Da ist es dann etwas ärgerlich, wenn beim letzten Ärmel fünf Meter Garn fehlen.

Ich habe daher – wie auch schon beim Sweater-Set aus Tosh DK – Körper und Ärmel parallel gestrickt und die verbleibende Wolle immer wieder auf die Waage gelegt. Das ist logistisch etwas umständlich, reduziert den Stressfaktor (für mich) aber erheblich. Tatsächlich liegen aber die drei Blau-Nuancen des Sets so nah beieinander, dass es nicht groß auffällt, wenn ein Farbwechsel beim einen Ärmel etwas später stattfindet als beim anderen.

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Am Ende hatte ich fünf Restchen mit einem Gesamtgewicht von etwa fünfzig Gramm übrig. Puh! Aber natürlich hätte ich zur Not auch einen Plan B zur Hand gehabt und einfach noch einen Strang Malabrigo Merino Worsted in Paris Night für den unteren Saum oder vielleicht auch Water Green für das Halsbündchen dazu genommen. Vielleicht beim nächsten Fade-Projekt!

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Anleitung: „So Faded“ von Andrea Mowry und „Raglano“ von Nicola Susen, Größe M/38
Garn: Malabrigo Merino Worsted Paris Teal Set (5× 100 Gramm)
Nadeln: KnitPro Symfonie Rundnadeln & Nadelspiel 4,0 und 3,5 mm

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Kommentare

  1. Von Petra P. am 25. Oktober 2018:

    Hallo Nina,

    wie immer toller Beitrag. Aber auch der Pullover gefällt mir sehr gut, wirkt allein schon wegen deiner super klasse Haarfarbe. An Dir gefällt mir der Pulli, Du bist schlank.Durch die mehrerlei Farben, wirkt es doch leicht gestreift und das ist nichts für mich, da ich in Größe 48 stricken müsste und dann komme ich wie eine Tonne daher..Aber für Schlanke finde ich es ideal, da wirkt die Wollzusammenstellung.
    Ach, wie schön, dass es nicht nur mir so geht, wenn jemand eine tolle Haarfärbung hat, schaue ich auch einmal mehr hin, das fasziniert mich auch sehr.
    LG Petra

    • Von Nina am 25. Oktober 2018:

      Vielen Dank, Petra! Meine Haarfarbe kostet leider viel Aufwand, ich muss praktisch jede Woche Farbe nachpinseln, um die Leuchtkraft zu erhalten. Aber das ist es mir wert. 🙂

      Der Fade-Effekt sieht aber auch an Tüchern und Schals sehr gut aus. Und die Malabrigo Worsted ist SEHR kuschelig. Nur so als unverbindliche Inspiration … 😉

  2. Von Biene am 25. Oktober 2018:

    Superschön!
    Ich möchte auch einen Faded Pulli mit einer anderen Anleitung stricken….weißt du, wo ich Tips bekomme, wie man am besten faded? Oder du schreibst selbst was für uns….?

    Das wär so toll, ich liebe die lanade-Blogs.

    Liebe Grüße, Biene

  3. Von Claudia am 26. Oktober 2018:

    wow Nina, klasse Pulli ,vor allem die Farben mit dem sanftem Farbverlauf gefallen mir super .

  4. Von Stine am 03. Februar 2024:

    Liebe Nina,
    Es ist ja nun schon eine Weile her, dass Du das wunderschöne Stück gestrickt hast. Wie war es denn mit dem Pilling? Stricke auch gerade mit der Worsted, es ist wirklich tolles stricken, aber die Fäden der Strangübergänge verändern sich schon …..
    Liebe Grüße

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